Die Bilderreihe „Hamburg bei Nacht” ist meine persönliche Liebeserklärung ans Fahrradfahren durch das nächtliche Hamburg. Durch ein Hamburg, das so vielleicht nicht in Touristenführern abge­bildet ist – grell erleuchtet und für ein nächtliches Publikum inszeniert. Dies ist ein deutlich unaufgeregteres, pragmatisches, manchmal hässliches Hamburg, in dem andere Parameter eine Rolle spielen, als was handelsüblich als schön empfunden wird. Dazu gehört die baulich uninteressante Brücke, die eine ganze Straßen­kreuzung überspannt und dabei auf interessante Weise den Raum unterteilt genauso wie der Plattenbau, der genau an der richtigen Stelle in einer Straßenkulisse steht. Und dazu gehören definitiv auch alle funktionalen Strukturen, die den Raum rhythmisch durchsetzen: Laternenpfähle, Ampelmasten, Straßenschilder, Kräne.

Alte Wöhr | digitale Malerei | 85 x 26 cm | 2022

Schanze | digitale Malerei | 50 x 27,2 cm | 2022

Nachts fühlt sich der Raum anders an: Er ist am ehesten reiner Raum; um seiner Bewohner*innen bereinigt, die nur vereinzelt als Schatten vor einer Lichtquelle auszumachen sind oder in kleine leuchtende Autokisten verpackt flüchtig wie Leucht­käfer den Raum durchmessen.


Hamburger Straße 3 | digitale Malerei | 39,3 x 57,2 cm | 2022

Hamburger Straße 2 | digitale Malerei | 39,3 x 57,2 cm | 2022

Fuhle | digitale Malerei | 57,2 cm x 39,3 | 2022

Dieser Raum ist prinzipiell dunkel – er wird definiert durch kleine punktartige oder größere, flächenartige Lichtquellen, die im Raum zu schweben scheinen und welche Gebäude, Boden und Bäume aus der Dunkelheit schälen. Aus dieser Verinselung von visueller Information ergibt sich auch das so andere Gesicht, das die Stadt nachts trägt. Es weist andere cha­rakteristische Züge auf als am Tage – die nächtlichen Lichter setzen andere Schwerpunkte – und kommt in anderen Farben daher: Nämlich in Licht­- statt Lokalfarben. So sieht die weiß gestrichene Fußgänger­brücke über der Hamburger Straße nicht mehr weiß aus, sondern abwechselnd rot oder grün – je nach dem, in welcher Ampelphase die ihr gegenübergelegene Ampel gerade ist. Und so sind die Bildsujets dieser Bilderserie nicht inhaltlicher, materieller Natur, sondern es geht um eine formelle Untersuchung von Farben, Formen und Rhythmen bei Nacht.

Panoramaturm in Wandsbek | digitale Malerei | 39,3 x 57,2 cm | 2022

Telefonzelle | digitale Malerei | 33 x 57,2 cm | 2022

Die Bilderreihe wurde 2022 im Rahmen der AddArt Hamburg ausgestellt.
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